Herrschaftliche Bauten

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    Residenz Ansbach

Residenz Ansbach Residenz Ansbach Als um 1725 die Umgestaltung der in großen Teilen noch mittelalterlichen Burganlage zum heutigen Barockschloß einsetzte, orientierte sich Carl Friedrich von Zocha an den von Gabriel de Gabrieli bis 1716 geschaffenen neuen Bauteilen. Die sicher in Übereinstimmung mit seiner fürstlichen Bauherrin, der Markgräfin und damaligen Vormundschaftsregentin Christiane Charlotte entstandenen Pläne, die neuen Bauteile der nordöstlichen Hälfte auf der Südwestseite spiegelbildlich zu wiederholen, wurden Wirklichkeit, ebenso der von Zocha geplante, an der Nordecke anschließende Marstall- und Küchenbau.

Bei Rettys Dienstantritt im Jahre 1731 stand der Marstall- und Küchenbau bereits im Rohbau. Die der Stadt zugewandten Schloßflügel auf der Südwest- und Nordwestseite waren nur bis zur Höhe des Erdgeschosses gediehen. Die Fertigstellung des Äußeren auf der Grundlage der Zochaschen Pläne bewerkstelligte Retty im wesentlichen bis zum Jahre 1735. Daß er hierbei in Einzelbereichen mit seinem Bauherren, dem jungen Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich, eigene Vorstellungen verwirklichte, ist unter anderem an der Südostfassade ablesbar.

Mit den 1736 der englischen Königin Caroline, einer Tante des Markgrafen, übermittelten Pläne des Residenzschlosses legte Retty dar, wie er sich die Umgebung der Markgrafenresidenz vorstellte. Er behielt Zochas Vorschlag für einen zweiten Schloßhof bei und plante an dessen nordwestlichem Ende eine aufwendige Hofkirche, darüber hinaus in der Achse des Marstalls einen Hof mit Reitplatz und Reithalle. Durch den Umbau der Stiftskirche St. Gumbertus zu einer angemessenen Hofkirche entfiel die Notwendigkeit für einen Neubau und damit wohl auch der wesentlichste Grund für den Ausbau eines zweiten Schloßhofs.

Plan der Fenster der Residenz Ansbach So wie das Markgrafenschloß heute erlebbar ist, wurde es aber von Leopoldo Retty gestaltet. Die Inschrift im Dreiecksgiebel der Nordwestfassade "Gebauet 1735 durch Leopoldo Retty ..." hat deshalb ihre historische Berechtigung. Wie der Vergleich der Fassadenzeichnungen mit der Wirklichkeit zeigt, wurde bei der Bauausführung lediglich der Marstallbau vereinfacht hergestellt. Das Äußere des Schloßbaukörpers war 1738 vollendet.

Die Detailzeichnung mit Variationen der Gestaltung der Fenster in der Südostfassade des Schloßhofs demonstriert, wie viele andere noch erhaltene Zeichnungen, die umfangreiche Detailarbeit des Hofbauamtes und die notwendige Planung von Varianten als Entscheidungshilfe für den fürstlichen Bauherrn.

Schilderhäuschen der Residenz Ansbach Für die Außenanlagen des Markgrafenschlosses fehlen Vorgaben Zochas. Die Gestaltung des Schloßumfelds ist daher Leopold Rettys ureigenste Leistung. In den Jahren 1734 und 1735 ließ er den von Carl Friedrich von Zocha verfüllten Schloßgraben wieder ausheben, mit einer Brücke beim südöstlichen Eingang überspannen und durch die heute noch erhaltene Mauer mit den vier Schilderhäuschen einfassen. Die hübschen Puttengruppen und Trophäen, die die Schilderhäuschen bekrönen, schuf Rettys Landsmann Domenico Ferretti 1735 und 1736. Die Schilderhäuschen der Ansbacher Schloßgrabenmauer gibt es in sehr ähnlicher Form nochmals an den Zugängen zu den Hohenlohe-Schlössern in Langenburg und Kirchberg a. J. Sie verraten dem mit Rettys Bauformen vertrauten dessen Mitwirkung bei der barocken Umgestaltung dieser Schlösser.

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    Sommerresidenz Triesdorf

Das altmodische Sommerschloß in Triesdorf mag sich mit der Zunahme der Jagdaufenthalte Markgraf Carl Wilhelm Friedrichs als unbequem erwiesen und den Wunsch nach einer repräsentativen Sommerresidenz geweckt haben. Mit dem Projektplan von 1734 demonstrierte Retty, wie aus dem bisherigen Tiergarten eine solche Sommerresidenz werden könnte. Ohne die geringsten wirtschaftlichen Bedenken wird in der Projektbeschreibung mitgeteilt, "dass von denen alten der Zeit stehenden Gebäuden nichts als die neue, erst aus dem Grund geführte ... Gärttners Wohnung, dann die abwärts gelegene Herrschafftl. Ziegelhütten in statu quo bleiben können". Das gerade fertiggestellte Falkenhaus war als Projektbestandteil von den geplanten Abbrüchen nicht betroffen. Von den Gartenanlagen sollten "so viel möglich von den schon angelegten alten Stücken conservirt" werden. Außerdem versprach die Beschreibung, den schon innerhalb des Tiergartens bestehenden Reiherstand "noch regulairer und dabey bequemer" und den "dermahlen bey Weidenbach befindlichen Fasanen Gartten in besagtem Thiergarten" anzulegen.

Der von Paul Amadée Biarelle 1751 gefertigte Bestandsplan des Schloßareals zeigt, dass Rettys Projekt nicht einmal in Ansätzen verwirklicht wurde. Nachdem die für das große Umwandlungsvorhaben erforderlichen Geldmittel ohnehin nicht vorhanden waren, dürfte die alte Anlage dem jagdbesessenen Markgrafen mit der Zeit ausgereicht haben.

Das alte Sommerschloß, dem Retty noch 1732 einen westlichen Flügel von neun Achsen Länge anfügte, hat J. G. Koeppel 1787 in einem Kupferstich festgehalten. Es sollte nach Rettys Projekt von 1734 einer weitaus größeren Schlossanlage weichen. Da die fürstlichen Wohnräume im alten, dem heutigen weißen Schloß auf der Nordseite lagen, war der zugehörige Lustgarten nördlich davon angelegt worden. Das neue Schloß sollte am nördlichen Rand des bestehenden Gartens entstehen und dessen Wohnbereich nun nach Süden orientiert sein. Das südlich vor dem Schloß liegende Gartenparterre war als Insel zwischen zwei Kreuzweihern geplant. Entwürfe für das neue Schloß sind wohl nicht entstanden.

Reithalle in Triesdorf Nachdem Leopoldo Retty das Falkenhaus nach Carl Friedrich von Zochas Plänen 1732 vollendet hatte und das große Umgestaltungsprojekt für den Tiergarten abgeschlossen war, hatte er sich in Triesdorf mit einer ganzen Reihe unspektakulärer Bauvorhaben zu beschäftigen. Erwähnenswert hiervon ist lediglich das zwischen 1744 und 1746 entstandene Reithaus. Es diente, wie andere Gebäude dieser Art, wohl weniger dem Reitvergnügen wie Reithallen unserer Tage, sondern weit mehr der Bewegung der zahlreich vorhandenen Pferde während der Schlechtwetterperioden. Der hier gezeigte Plan dürfte eine Vorstudie zu den Projektplänen sein, die Retty samt Überschlag am 3. März 1744 dem Markgrafen vorlegte.

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    Markgräfinnenschloss Unterschwaningen

Der Ausbau des Neuen oder Sommerschlosses war die letzte der Baumaßnahmen, die Markgräfin Christiane Charlotte in Unterschwaningen ausführen ließ. Carl Friedrich von Zocha ist als deren Architekt unbestritten. Unter seiner Anleitung entstand somit der Plan des Südostflügels. Nicht bekannt ist, ob das Neue Schloß beim Tode der Markgräfin am 25. Dezember 1729 schon fertiggestellt war und ob nach dem damit gegebenen Heimfall an den Staat weitergearbeitet wurde. Ein Inventarverzeichnis aus dem Jahre 1732 übergeht die fürstlichen Wohnräume am Schlossgarten. Es kann daher angenommen werden, dass sie leer standen. Für die Räume im Geschoß darüber ist dagegen in diesem Inventar eine große Zahl wertvoller Möbel und Ausstattungsmaterialien verzeichnet.

Eine Serie von Ausstattungsentwürfen, die derzeit noch dem Ansbacher Markgrafenschloß zugeordnet ist, beschäftigt sich mit dem Ausbau eben dieser fürstlichen Wohnräume des Neuen Schlosses. Wenn in den Raumbezeichnungen dort von "Ihro Königl. Hoheit" die Rede ist, kann dies nur bedeuten, dass die Ausstattung der Räume beim Tode der Markgräfin Christiane Charlotte noch nicht begonnen und zurückgestellt worden war und erst in Angriff genommen wurde, als Markgräfin Friederike Louise, die königliche Hoheit, nach der Geburt des Erbprinzen Carl Friedrich August am 7. April 1733 das Schlossgut Schwaningen geschenkt bekam. In ihrer Darstellungsart gleichen die Ausstattungsentwürfe den jüngeren für das Ansbacher Residenzschloß. Sie sind deshalb sicherlich von Paul Amadée Biarelle nach Rettys Angaben gefertigt worden. Bislang nicht bekannt ist, ob es auch für Unterschwaningen eigenhändige Ergänzungsskizzen des Hofbaudirektors gibt.

Während in Ansbach die unter Rettys Anleitung entstandene Rokokoräume noch bewundert werden können, stehen in Unterschwaningen keine Räume mehr zum Vergleich mit Biarelles Entwürfen zur Verfügung. Nach dem Verkauf der Schlossanlage im Jahre 1811 wurde das Neue Schloß bis auf die vier Eckpavillons abgebrochen. Zochas Entwurfszeichnungen und die Vorschläge Biarelles für die Ausstattung der beiden Apartments für die Markgräfin und den Markgrafen sind somit die einzigen Überlieferungen für den Gartenflügel des Neuen Schlosses in Unterschwaningen.

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    Gymnasium Carolinum in Ansbach

Gymnasium Carolinum 1727 begann Carl Friedrich von Zocha neben dem runden Turm an der Südwestecke der Stadtbefestigung im Stadtgraben mit dem Bau eines Zucht- und Arbeitshauses von beträchtlichen Ausmaßen. Wieweit dieser unter seiner Leitung gedieh sowie wann und warum er eingestellt wurde, ist nicht überliefert. Zu Beginn des Jahres 1735 bestimmte Markgraf Carl Wilhelm Friedrich das unvollendete Gebäude zum Domizil des Ansbacher Gymnasiums. "Hierauf ist zum bauen, sobald es die Jahres-Zeit gelitten, der ernstliche Anfang gemacht, und sowohl dieses ganze Jahr hindurch, wegen des gelinden Winters, als im Jahr 1736 unabläßig gearbeitet worden, so dass den 3. Aug(ust). Die Praeceptores in ihre ... Wohnungen ... einziehen können, welches auch der Einheitzer und Thorwart, in das vor ihn ... zugerichtete Quartier gethan. Nach wenigen Tagen wurde befohlen, dass auch die vorhandene Alumni die vor sie verfertigte Cellen beziehen sollten. Und von dieser Zeit an sind die ordentlichen Lectiones in dem neuen Gebäude gehalten ... worden." Nach der Einigung der Häuser Onolzbach und Culmbach über die Auflösung der Heilsbronner Fürstenschule fand die feierliche Einweihung am 12. Juni 1737 statt.

Die kurze Bauzeit Rettys deutet darauf hin, dass Zochas Zuchthausbau im Äußeren bereits fertiggestellt war. Hierfür sprechen vor allem die eingekehlten Portale, deren aus dem Paris des frühen 18. Jahrhunderts importierte Form Zocha auch an seinem eigenen Palais in der Jägergasse verwirklichte. Eindeutig Retty zuordnen ist das einstmals bestehende Glockentürmchen, dessen Kuppeldach vollständig dem der Weidenbacher Hofkirche glich. Das vollendete Haus ist somit ein Gemeinschaftswerk von Zocha und Retty.

Seine ursprüngliche Form ist als Folge der mehrfachen Veränderungen heute kaum mehr zu erkennen. In dem Jahren 1876/77, 1882-1889 und 1909 wurde es mitsamt dem runden Stadtmauerturm um ein Geschoß erhöht. Bei dem durch den Auszug des Alumneums veranlassten Umbau der Jahre 1963-1968 verschwanden die beiden charakteristischen Portale und wurden durch eine Kopie im Mittelrisalit ersetzt. Schließlich wich das ausgeprägte Ziegeldach in jüngster Vergangenheit einem weiteren Geschossaufbau.

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    Münzgebäude in Schwabach

Münzgebäude in Schwabach Die "große Wasserflut" des Jahres 1732 hatte auch die seit 1675 in Schwabach bestehende markgräfliche Münzstätte in Mitleidenschaft gezogen. In Falckensteins Schwabacher Chronik wird daher berichtet, dass "die Münz-Stadt selbst Anno 1733 & 1734 ganz neu und schön von Quater- und Back-Steinen erbauet" wurde. Der erhaltene Plan vom ursprünglichen Aussehen des Münzgebäudes zeigt die typische Fassadengestaltung Rettys für Wohn- und Amtsgebäude. Sie ist gekennzeichnet durch das geschosstrennende Gurtgesims, rustizierte Ecklisenen, ein Segmentbogenportal mit einem Volutenstein im Bogenscheitel und glatte Fassadenflächen ohne Putzgliederungen.

Johann David Steingruber waren Rettys Fassaden offenbar zu einfach. Sein Umbauplan von 1749 dokumentiert dies. Wie heute noch vor Ort zu beobachten ist, hat er in den einstmals glatten Wandflächen gliedernde Putzfelder aufbringen lassen. Dies geschah nicht nur am Schwabacher Münzgebäude, sondern auch an anderen Bauten Rettys.

Das Segmentbogenportal mit dem Volutenstein im Bogenscheitel ist eines der auffälligsten Merkmale Rettyscher Fassadengestaltungen. Seine Vorgänger und Nachfolger haben andere, für sie ebenso typische Portalformen geschaffen. Allein in Schwabach sind solche Segmentbogenportale mehrfach anzutreffen und erlauben auch dann, wenn archivalische Nachrichten fehlen, die Zuordnung der Gebäude zum Werk Leopoldo Rettys.

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    Unbekannte Ziegelhütte / Weinbergpavillon in Ansbach

Plan der Ansbacher Ziegelhütte Die Planung von Ställen, Scheunen und sonstigen Zweckbauten gehörte, wie die Gestaltung repräsentativer Architektur, zum Aufgabengebiet eines markgräflichen Hofbaumeisters. Wie sich Leopoldo Retty bei diesen Aufgaben aus der Affäre zog, zeigen die Pläne für eine ziemlich große Ziegelei, die verniedlichend "Ziegelhütte" genannt wird. Leider ist nicht zu ermitteln, wo diese Ziegelei errichtet wurde. Ihre Größe könnte in der Residenzstadt erforderlich gewesen sein. Hier gab es bis ins 19. Jahrhundert an der Straße nach Feuchtwangen eine "Ziegelhütte", die aber nicht mehr besteht und deshalb auch nicht zum Vergleich mit den Plänen herangezogen werden kann.

1747 erwarb die fürstliche Verwaltung den auf den Höhen im Norden der Residenzstadt gelegenen Weinberghof aus Privatbesitz für den Erbprinzen. Ein "Plan Riß" vom herrschaftlichen Weinberg wurde am 1. September 1747 wohl als Bestandsaufnahme gefertigt. Abseits des Gehöfts sollte ein kleiner Pavillon entstehen, den man sich gut als angenehmen Aufenthaltsort des Erbprinzen mit Ausblick auf die Stadt vorstellen kann. Der erste Entwurf für diesen Pavillon, den wahrscheinlich ein Bauamtsmitarbeiter fertigte, wurde kräftig "moderirt". Eine derartige Korrektur kann eigentlich nur der Hofbaudirektor selbst vorgenommen haben. Aus einer Militärkarte des Jahres 1859, in der das Weinberggehöft mit Einzelgebäuden dargestellt ist, könnte herausgelesen werden, daß dieser Pavillon tatsächlich gebaut wurde. Er besteht heute, wie das gesamte Gehöft, nicht mehr. Eine Gaststätte an dieser Stelle ermöglicht jetzt jedermann den Ausblick auf die Stadt.

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